In der letzten Woche mussten wir eine der schlimmsten Flutkatastrophen in Eifel, Voreifel und Sauerland erleben. Ganze Landstriche wurden überflutet, Autobahnen zerrissen, dutzende Häuser zerstört – bis dato zählen wir über 160 Todesopfer in NRW und Rheinland-Pfalz, tausende Menschen sind weiterhin von Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten und viele von Ihnen bleiben auch obdachlos, wenn das letzte Wasser zurückgewichen ist. Die Bilder in den Medien zeigen das Ausmaß der Zerstörung vor allem entlang von Ahr und Erft.
Doch nicht nur die Zerstörungen sind monumental, sondern auch das Systemversagen. Denn der Deutsche Wetterdienst warnte bereits eine Woche zuvor vor der gefährlichen Vb-Wetterlage mit höchster Hochwassergefahr. Dieser weist ganz explizit sogar darauf hin, dass das Elbehochwasser im August 2002 genau auf eine solche Wetterlage zurück ging. Nach wochenlangem Niederschlag seien die Böden schlicht kaum noch in der Lage gewesen die weiteren Wassermassen aufzunehmen. Doch auch die recht ortsgenauen Warnungen von über 150-200 Liter Regen pro Quadratmeter, die vier Tage zuvor ausgegeben wurde, wurde seitens der Verantwortlichen einfach ignoriert. Im WDR lief sogar noch am Abend der Katastrophe Popmusik und eine Archiv-Doku. Niemand in Politik oder öffentlich-rechtlicher Medien hielt es für nötig vor dieser Flutwelle rechtzeitig und damit lebensrettend zu warnen. Katastrophenalarm und Evakuierungen wurden viel zu spät angeordnet, was (Stand jetzt) über 160 Menschen mit den Leben bezahlen mussten. Frei nach dem Motto: Wir wussten alles, taten aber nichts.
Doch wer jetzt hofft die Entscheider würden nun Verantwortung übernehmen, der irrt leider. In einer nicht übertragenen Bundespressekonferenz am Montag nach der Katastrophe gibt die Bundesregierung quasi eine Bankrotterklärung ab und flüchtet sich in blankes Unwissen über die Meldekette und Warnsysteme.
Diese Überflutungen waren leider eine Katastrophe mit Ansage. Eine, die sogar schon acht Jahre lang der Bundesregierung in Form eines Strategiepapiers vorlag. Dieses modelliert eine genau solche Hochwassersituation und gibt klare Empfehlung an die Politik. Neben der Vorsorge spielt der technische Hochwasserschutz, also der Bau von Deichen, Mauern, Talsperren sowie die Stärkung des natürlichen Wasserrückhaltes eine wichtige Rolle. Die Autoren des Papiers forderten u.a. eine Verbesserung der Risikokommunikation, der Risikoanalyse und des Schaden-Monitorings sowie eine stärkere Unterstützung der privaten Eigenvorsorge. Passiert ist seither wenig – zu wenig.
Ganz im Gegenteil: So wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr Flüsse begradigt oder unterirdisch verrohrt, flussnahe Flächen versiegelt und anliegende Landwirtschaft intensiviert. Ähnlich wie in Brühl sind z.B. auch in Erftstadt die versiegelten Flächen in den letzten 30 Jahren um etwa 20% angewachsen. Dies bedeutet auch 20% weniger Flächen zur Regenwasserversickerung. Regenwasser, das dort fällt, wird in teils völlig veraltete Kanalisationsrohre abgeführt, die dann den (zusätzlichen) Wassermassen nicht mehr Herr werden.
Für Geologen kommt auch das Abrutschen der Erdmassen in Erftstadt-Blessem nicht überraschend. Schließlich ist der Boden dort sehr feinkörnig und kann bei Hochwasser schnell unterspült und ausgehöhlt werden. Absolut unverständlich wie vor dem Hintergrund dessen die örtliche Kiesgrube in den letzten Jahren sogar noch erweitert werden konnte. Unverständlich ist auch, warum man angesichts der drohenden Katastrophe nicht schon frühzeitig einige Talsperren und Stauseen kontrolliert entlastet hat, um so deren Überlaufen zu verhindern.
Bei alldem verbietet es sich Ausflüchte in eine Klimawandeldebatte zu suchen. Dies ist pietätlos und verhöhnt die Opfer. Kein noch so ambitionierter sog. Klimaschutz in Deutschland hätte uns vor einer derartigen Katastrophe schützen können. Zumal es an menschliche Selbstüberschätzung grenzt zu behaupten man könne das globale Klima auf ein Zehntelgrad genau steuern. Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Flutkatastrophe ist mehr als unsicher. Selbst der Deutsche Wetterdienst sieht den Klimawandel nicht als ursächliche Flutursache.
Statt Klimaschutz benötigen wir dringender denn je Klimaanpassung. Prävention und Gefahrenabwehr im Rahmen des Katastrophenschutzes müssen endlich wieder ernst genommen werden. Dazu zählen für uns:
- Auenrenaturierung
- Erosionsschutz
- Entsiegelungen
- mehr Vegetation in Flussnähe
- mehr kontrollierbare Stauflächen, Rückhaltebecken und Überschwemmungsgebiete
- Verwendung von Hochtechnologie im Hochwasserschutz z.B. aus der Niederlande
- autarke Flutfrühwarnsysteme in Flüssen und Bäche
- Cell Broadcasting zur Sicherstellung, dass alle betroffenen Menschen rechtzeitig gewarnt werden
- bessere Aus- und Fortbildung von lokalen Risiko- und Krisenmanager
- Abbau bürokratischer Hürden in der interkommunalen Raumplanung
Bei all der Klimahysterie und Klimapanik in den letzten Jahren scheinen viele blind gegenüber den wirklich akuten Gefahren geworden zu sein. Auch hier braucht es wieder mehr Sensibilisierung in der Bevölkerung.
Es doch erstaunlich mit welcher Präzision manche das Weltklima der nächsten Hundert Jahre vorherzusagen vermögen und gleichzeitig nicht in der Lage sind Regenwasserabfluss, Hochwasser und Flutwellen zu simulieren. Auch hier haben wir enormen Aufholbedarf.
Wir brauchen endlich effektiven Katastrophenschutz anstatt diffuse Klimawandelausreden!
————————-
Unter folgenden Links finden Sie weitere Informationen zum Thema:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/flut-hochwasser-warnungen-katastrophenschutz-100.html
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/flut-schuld-und-beton/
https://reitschuster.de/post/die-ueberflutungen-sind-eine-hochwasser-katastrophe-mit-ansage-gewesen/